Verpflichtender Imkerschein - Ja oder Nein?

Politik Von Extern | am Mi., 17.03.2021 - 16:57

HANNOVER. „Es wird heute an vielen Stellen geimkert und gerade im städtischen Raum ist das Freizeitimkern ein Trend, der bereits Tierschützer auf den Plan gerufen hat. Deshalb wollen wir uns mit dem Entschließungsantrag dafür einsetzen, dass für die Bienenhaltung ein Imkerschein abgelegt werden muss, welcher das notwendige Mindestmaß an Sachkunde der Bienenhaltung belegt“, erläutert der Abgeordnete der CDU-Fraktion Heiner Schönecke.

Für die CDU-Fraktion steht fest: Ob Bienen-AG an Schulen oder Imkern in der Stadt und auf dem Land: Die Haltung von Bienen gilt heute als praktizierter Naturschutz. Aber es gibt mittlerweile eine zu kritisierende Seite dieser Entwicklung. Ob im Garten, auf dem Garagendach, oder vielleicht sogar auf dem Balkon überall kann man heute Bienen halten. Freizeitimker müssen heute, rein rechtlich gesehen, keine Prüfungen bestehen und auch keinen Ausbildungsnachweis vorlegen.

Damit es den Bienen gut geht, sind jedoch umfangreiche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten notwendig. „Wir sollten mit den Imkervereinen und Verbänden hier einen praktikablen Weg entwickeln, um die heute schon freiwilligen Prüfungen und Lehrgänge von unterschiedlichen Anbietern zu einem einheitlichen Sachkundenachweis weiterzuentwickeln. Denn wer Honig produziert, stellt Lebensmittel her und unterliegt daher allen Anforderungen des Lebensmittelrechts“, so Schönecke.

„Für mich ist besonders wichtig, dass die rechtlich als Nutztier eingestufte Honigbiene nur gesund leben kann, wenn verantwortungsbewusst mit ihr umgegangen wird“, betont er. Die Folgen der unsachgemäßen Haltung unter den Hobbyimkern können verheerend sein. „Jeder Berufsimker kennt die Herbst- und Winterverluste, wenn tausende manchmal auch ganze Völker von unseren wichtigen Naturhelfern sterben“, mahnt der CDU-Politiker abschließend.

Für einen Imker-Sachkundenachweis sehen die Grünen im Landtag hingegen gar keinen Grund

Die Kurse der Volkshochschulen und Imker-Verbände seien seit Jahren extrem gut besucht und auch über Patenschaften mit Hobby- und Berufsimkern, würden die notwendigen Kenntnisse verlässlich an die nächste Generation weiter gegeben.

Die regionale Landtagsabgeordnete der Grünen, Miriam Staudte, sieht in dem "Imker-Führerschein" ein Ablenkungsmanöver: „Bienenvölker sterben nicht, weil die Imker nicht genug wissen, sondern weil die Landschaft ausgeräumt ist, weil Bienen ein mangelndes Nahrungsangebot an vielfältigen Blühpflanzen vorfinden und weil Pflanzenschutzmittel zu viel und falsch angewendet werden,“ betont Staudte. Deshalb seien die Bienen geschwächt im Kampf gegen Parasiten wie die Varroa-Milbe.

Staudte sieht sich bestätigt darin, dass sich auch Hobby- und Berufsimker klar gegen einen verpflichtenden „Imker-Führerschein“ aussprechen. Dass durch die Imkerei als Hobby derzeit so viele Menschen für die Natur und ihren Schutz begeistert werden, gelte es zu unterstützen, statt dem mit höheren Auflagen und bürokratischen Anforderungen entgegenzuwirken. Staudte vermutet daher noch ein ganz anderes Anliegen hinter der Initiative der Regierungsfraktionen: „Vielleicht ist es einigen ein Dorn im Auge, dass sich aufgrund des Interesses am Imkern derzeit so viele Menschen gegen den Einsatz von Pestiziden und Monokulturen einsetzen.“

Es sei anzunehmen, dass die Initiative Ministerin Otte-Kinast gut ins Konzept passe. Staudte kritisiert: „Otte-Kinast setzt sich aktiv für die Wiederzulassung bienenschädlicher Neonikotinoide ein. Die Imker will sie hingegen in Schranken weisen, angeblich um die Bienen zu schützen. Das ist fatal.“ Die Grünen richten deshalb auch einen klaren Appell an CDU und SPD: „Wenn Sie etwas für die Imkerei und die Bienen tun wollen, sollten sie dafür sorgen, dass Imker auch in Niedersachsen direkt von der EU-Förderung profitieren können, um das Blüten- und Nahrungsangebot für Bienen von Frühling bis Herbst durchgängig zu verbessern.“