Lammsaison ist in vollem Gange - Wolf und Wirtschaftlichkeit sind Hauptproblem
Umwelt Von Extern | am Mo., 22.02.2021 - 17:02
HANNOVER. Lämmer sind das Symbol des Frühlings, des wiedererwachenden Lebens und der friedlichen Lebensweise. Ganz praktisch haben die Schäfer in den niedersächsischen Schafställen in diesen Tagen und Nächten jedoch vor allem damit zu tun, dem Nachwuchs ihrer Mutterschafe auf die Welt zu helfen. „Größere Herden verursachen derzeit 24-Stunden-Tage“, bestätigt Joachim Rehse, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Niedersachsen. Der Schäfer aus Bad Bevensen züchtet mit 150 Tieren der Rassen Merino und Schwarzkopf und stellte vergangenes Jahr den Bundessieger.
Trotz seiner Begeisterung für die wolligen Vierbeiner sieht er auch die großen Schwierigkeiten, vor denen die Schafhalter stehen. „Das größte Problem ist die Wirtschaftlichkeit. Das geht nur mit zusätzlichen Einnahmen aus dem Naturschutz oder der Deichpflege“, erläutert Rehse – obwohl die Preise für Lammfleisch derzeit relativ hoch sind und die Schafhalter grundsätzlich optimistisch auf das kommende Osterfest blicken. „Sollte die extensive Weidewirtschaft durch das Insektenschutzgesetz zum Standard werden, wären die Auswirkungen auf die Schafhalter katastrophal“, befürchtet Mathias Brockob vom Landesschafzuchtverband. Gerade die extensive Landschaftspflege sei das Aushängeschild der Schafhalter, und das Geld aus den Agrarumweltmaßnahmen werde dringend benötigt.
Ein immer größer werdendes Dauerproblem ist zudem die starke Ausbreitung des Wolfes, das die Schafhalter vor zusätzliche finanzielle und arbeitswirtschaftliche Herausforderungen stellt. „Viele Schäfer haben durch die ständige Angst vor toten oder ausbrechenden Tieren psychische Probleme“, weist Rehse auf eine weitere Belastung hin. Seine Schafe grasen im Sommer direkt neben der Bahnstrecke Hannover-Hamburg. Die Folgen eines Ausbruchs möchte er sich lieber nicht ausmalen. „Die Sicherheitsvorkehrungen wie Zäune gleichen einem Wettrüsten, bis der Wolf wieder gelernt hat, sie zu umgehen“, beschreibt er die Herdenschutzmaßnahmen. Gerade Hobbytierhalter haben dieses Wettrüsten aufgegeben und gegen den Wolf kapituliert. „Jedes Jahr sinkt die Zahl der Schafhalter um drei bis vier Prozent“, hat Brockob beobachtet. Bei der Niedersächsischen Tierseuchenkasse sind derzeit 195.926 Schafe in 9.605 Beständen gemeldet, berichtet das Niedersächsische Landvolk. 2018 seien es bei 11.728 Schafhaltern noch 233.685 Schafe gewesen. Das Landvolk Niedersachsen begrüßt es sehr, dass der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wurde. „Jetzt müssen aber auch Taten folgen, damit dieser Hoffnungsschimmer für unsere Weidetierhalter nicht verblasst“, freut sich Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers über die Haltung von Umweltminister Olaf Lies und die Zustimmung seitens der Politik beim Thema Wolf.
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